Die Idee schwirrte schon lange als abstraktes Konzept herum, inspiriert vom Buch „365 Nights“ von Charla Muller, in dem eine Frau ihrem Mann zum 40. Geburtstag ein Jahr lang täglich Sex schenkt.
Der Auslöser war ein Problem, das ich in all meinen bisherigen Beziehungen beobachtet hatte: …
In einer modernen und einigermassen gleichberechtigten Beziehung begegnen sich beide Partner auf Augenhöhe. Das soll auch beim Sex so sein. So haben theoretisch beide Partner gleich viel Einfluss auf die Gestaltung ihres Liebeslebens.
In der Praxis ist es meist aber so, dass die Partner unterschiedliche Häufigkeitswünsche haben… und Sex gibt es nur dann, wenn beide Partner in der Stimmung sind. D.h. der Partner, der weniger häufig will, bestimmt das Sexleben beider Partner mehr oder weniger im Alleingang. Damit entsteht ungewollt ein grosses Machtgefälle, für das es keine einfachen Lösungen gibt. Guter Sex hat schliesslich in erster Linie mit Gefühlen zu tun, die man halt einfach naturgemäss schlecht planen kann.
Man könnte auf dem traditionellen Weg die ehelichen Rechte einfordern, und der Partner muss halt mitmachen. Das kommt anscheinend sogar in unseren Breitengraden noch häufig vor, aber ganz ehrlich: wie oft kommt man von selbst noch in Stimmung, wenn man Sex jahrelang nur noch als lästige Pflicht kennt? Wie viel Mühe gibt sich der Partner noch, wenn er sowieso kriegt was er will? Und wie viel Spass macht es einem selber, wenn der Partner abends zu einem sagt, „mach nur, du weisst ja wo alles ist, pass auf dass du mich nicht weckst“?
Man könnte auch dem Partner zuliebe mitmachen. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn es gelegentlich passiert. Auf Dauer läuft man aber Gefahr, dass auch das zur Pflicht wird. Und wer findet es toll, wenn er nicht weiss, ob der Partner gerade Freude am Sex hat oder gerade an die Wäsche / den Elternabend / das Spiel vom Samstag denkt?
Viele Paare öffnen die Beziehung und holen sich einen Hausfreund, eine Hausfreundin, einen Bull oder eine Gespielin dazu. Das kann auch ein legitimer Ansatz sein, erfordert aber die passende Einstellung. Für uns beide ist das aber der falsche Weg. Ausserdem sind wir noch nicht so lange zusammen, dass wir es uns einfach machen und einfach sagen könnten, dass die Luft halt raus ist.
In meinen bisherigen Beziehungen sind wir schlussendlich meistens bei der „Lösung“ gelandet, die die meisten Paare bewusst oder unbewusst wählen – derjenige der häufiger will, muss halt in der Regel darauf verzichten. In der Regel war das meine Partnerin. Ich bin nämlich was Sex angeht ein totales Mimöschen, habe Mühe abzuschalten, lasse mich (ungewollt) voll leicht ablenken und bin oft auch einfach zu müde.
Dem wollte ich in dieser neuen Beziehung etwas entgegensetzen. Weil ich die verständnisvollste und rücksichtsvollste Partnerin habe, mit der ich über alles reden kann und die auch keine Ansprüche an mich stellt, haben wir sowieso schon häufiger Sex als in meinen früheren Beziehungen. Trotzdem, und genau dafür, wollte ich ihr dieses Sex-Geschenk machen.
Die Regeln sind relativ einfach:
- Sie hat während
zweidrei Wochen jeden Tag das Recht auf Sex.
(Ursprünglich waren zwei Wochen geplant, aber als wir die Details besprochen hatten, hat der Gedanke mich so geil gemacht, dass ich spontan auf drei Wochen erhöht habe. Rückblickend wären zwei Wochen aber auch ein bisschen wenig gewesen.) - Wenn sie nicht in der Stimmung ist, darf sie an diesem Tag ohne Erklärung absagen.
- Ich darf nur in Notfällen absagen, oder wenn ich ernsthaft krank bin. Diese Tage werden nachgeholt.
- Wenn ich nicht in der Stimmung für richtigen Sex bin, kann ich sie massieren, fingern oder lecken.
Den Beginn für dieses Experiment haben wir auf den 4. Juli festgelegt, den ersten Tag unserer Ferien.
Damit ist auch die grösste Herausforderung klar: die ersten zwei Wochen des Experiments werden in einem hellhörigen Haus in der Provence stattfinden, wo die Kids nur eine Tür weiter wohnen.
Update: Inzwischen mussten wir den Start aus logistischen Gründen auf den 8. Juli verschieben.